Waldbesetzung gegen Moselaufstieg: Polizei droht mit Räumung
Das Protestcamp zwischen Zewen und Igel soll gewaltsam durch die Polizei beendet werden – Aktivist*innen fürchten Schäden am Wald
Trier, 18.05.21 – Am vergangenen Donnerstag haben Klimaaktivist*innen in dem bedrohten Waldstück vier Baumhaus-Plattformen errichtet. Nun haben Forst- und Ordnungsamt den Besetzer*innen ein Angebot gestellt: entweder wird das Wald-Camp eine offizielle Versammlung, ein Rechtsstatus, der mit harten Auflagen einhergeht und einzelne Versammlungsleitungen die Verantwortung für das gesamte Camp überträgt. Nehmen die Aktivist*innen das Angebot nicht an, droht ihnen eine Räumung durch die Polizei.
Aktivistin Moni Ziegler sagt dazu: “Wir machen uns angesichts einer bevorstehenden Räumung große Sorgen. In der Vergangenheit kam es durch fahrlässiges Handeln der Polizist*innen bei solchen Einsätzen immer wieder zu Verletzten. Auch befürchten wir, dass es bei der Räumung durch die Polizei zu Schäden an Bäumen kommt. Da das Gelände für Hebebühnen nicht geeignet ist, werden Einsatzkräfte direkt an den Bäumen hochklettern. Aus Erfahrung werden dabei Äste abgesägt und die empfindliche Rinde beschädigt.”
Trotzdem wollen die Aktivist*innen nicht zu einer offiziellen Versammlung werden. Das hieße unter anderem, den Wald nachts zu verlassen und die Bäume nicht mehr zu beklettern.
Moni Ziegler erklärt: “Wir wollen hier im Wald nicht nur gegen den Moselaufstieg protestieren, sondern auch demokratischere Formen des Zusammenlebens ausprobieren. Eine Versammlungsleitung, die alle Entscheidungsmacht über das Camp hat, widerspricht diesen Ideen. Wir besetzen den Wald, um zu signalisieren: wir sind widerständig und wir werden nicht zulassen, dass dieser Wald zerstört wird. Die Auflagen des Ordnungsamts sind für uns unhaltbar, die Androhung einer Räumung unverhältnismäßig. Deshalb sind wir jetzt schon hier und wir bleiben, auch auf den Bäumen, auch in der Nacht. Wir bleiben und schreien den Verantwortlichen ins Gesicht: denkt nicht mal daran, hier eine Straße zu bauen!“
Jede Zwangsräumung bedeutet auch, dass etliche Menschen in den Wald kommen um die Besetzer*innen zu unterstützen. Für die Räumung von hohen Baumhäusern braucht es speziell ausgebildete Beamt*innen, die aus anderen Teilen des Landes anreisen müssten. Das bedeutet viele Kontakte, die es in der Corona-Pandemie zu vermeiden gilt und die dem Hygienekonzept der Besetzung widersprechen.
Hintergrund der Aktion ist die geplante “Westumfahrung Trier”, besser bekannt als Moselaufstieg. Im Bundesverkehrswegeplan von 2016 ist das Bauprojekt als “vordringlicher Bedarf” eingestuft. Die Bundesstraße soll mitten durch ein geschlossenes Waldgebiet führen. Bereits seit 40 Jahren regt sich in Bürger*innen-Initiativen Widerstand gegen den Bau.